Print

Die Allstedter Trachtenhauben


Print
Allstedter Trachtenhauben

Von Elke Wagner und Doris Rohkohl

Bei den meisten Volkstrachten war es seit Jahrhunderten Brauch, dass verheiratete Frauen Haupt und Haar durch Kopfbedeckungen verhüllten. Nur die Jungfrauen hatten das Vorrecht, das Haar frei, lose oder zu Zöpfen geflochten zu tragen. Durch die Hochzeit kam die junge Frau „unter die Haube“.

Diese Redewendung hängt somit eng mit dem Kleidungsverhalten zusammen. Wir können noch vielen Hinweisen nachgehen, in denen auf das Tragen sowie auf das Bedecken des Hauptes verwiesen wird. So geht die Sitte Haupt und Haar zu verhüllen höchstwahrscheinlich durch kirchliche Übermittlung auf die Vorschrift des Apostels Paulus zurück, die er I. Korr. 11.V. 5 und 6 erteilt und die dann von der Kirche aufgenommen und bestätigt wurde.

Zum Kirchgang und zu festlichen Anlässen gehörten die Hauben zum festen Bestandteil der Trachten. An Werktagen und gewöhnlichen Sonntagen genügte ein um den Kopf geschlungenes Tuch.

In Thüringen haben sich vielfältige Haubenformen entwickelt, welche charakteristisch für bestimmte Landschaftsräume waren. Im Gegensatz zu den übrigen Kleidungsstücken der Tracht sind noch recht zahlreiche Hauben aus dem gesamten thüringischen Raum erhalten, die teils in Museen, teils in Privatbesitz aufbewahrt werden.

So befinden sich auch zwei Hauben aus dem Hause Hellriegel aus Allstedt im Spenglermuseum in Sangerhausen.

Es ist eine Festtagshaube und eine Kirchenhaube. Von der Trachtenforscherin Magdalena Bindmann wurden die Hauben in die Jahre um 1780 eingeordnet. In unserer Gegend wurde die Kegelhaube getragen. Ihre Grundform läßt sich mit einem abgestumpften Kegel vergleichen, dessen Oberseite durch den Haubenfleck geschlossen ist. Dieser bestand je nach Verwendungszweck aus Kattun, Samt, Atlasseide oder Brokat.

Zur Ausschmückung dienten überwiegend Blütenmotive, die sich in ihrer Gestaltungsweise geschickt in die Rundform einfügten. Dazu kamen als Material neben Metallfäden in Verbindung mit hellfarbigen Glasperlen und Pailletten, auch gestickte Flecken mit auf Fäden aufgezogenen winzigen Glasperlen vor.

Die Farbigkeit richtete sich ebenfalls nach dem Anlaß sowie nach dem Alter der Trägerin. Auf die mit schwarzen Seidenband umkleidete Vorderfläche ist schwarze chenilledurchzogene Tüllspitze in Falten drapiert. Hinten sind Seidenbänder zu großen Schleifen gebunden.

Durch die unterschiedlichsten Verarbeitungen und Qualitäten der Materialien wurde auch der Stand der Trägerin sichtbar. Es wird daher auch in Bauerntrachten und Bürgertrachten unterschieden.

In den Trachtenhauben spiegelt sich die Schönheit der Trachten und die Persönlichkeit der Trägerinnen in ihrer gesamten Vielfältigkeit wieder, welche die Hauben in aufwendiger und liebevoller Handarbeit angefertigt haben.