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Alte Bauernregeln


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Unser Heimatdichter Erich Brödel (1925 - 2017)

Von Erich Brödel

Als es noch keine Wettervorhersagen gab, beobachteten unsere Vorfahren die Vorgänge in der Natur und merkten sich, wie an bestimmten Tagen und Jahreszeiten das Wetter war, denn daran hing die Ernte und damit auch die Ernährung ab. Besonders wurden die kirchlichen Festtage in Augenschein genommen, weil sie gut zu merken waren.

Die Schäfer, Förster, Imker, Bauern und Gärtner, die unmittelbaren Kontakt mit der Natur hatten, konnten Wetter- Prognosen stellen. Am Verhalten der Tiere wurde vieles bemerkt und mit dem Wetterverhältnis in Verbindung gebracht. Die Erfahrungen wurden gesammelt, aufgeschrieben und in Kalendern populär gemacht.

Es waren Richtlinien, die für die damaligen Verhältnisse zutrafen, aber durch die jetzigen klimatischen Veränderungen nicht mehr aktuell sind.

Um sie vor dem Vergessen zu bewahren, bringen wir einige dieser schönen, alten Bauernregeln, die uns über die Naturverbundenheit unserer Groß- und Urgroßeltern berichten, hier zu Papier.




Hockt mal der Hahn auf einem Huhn, hat`s mit dem Wetter nichts zu tun.


Ist der Januar frostig und kalt
lockt uns bald der grüne Wald.
Ist Dreikönig (06.01.)hell und klar,
gibt`s viel Wein in diesem Jahr.
Januar hart und rau,
nützet dem Getreidebau.

Der Februar hat seine Mucken,
baut von Eis oft feste Brucken.
Klar Februar, gut Roggenjahr.
Sonnt sich der Dachs in der Lichtmeßwoch
bleibt er 4 Wochen noch im Loch. (02.02.)
Ist Romanus (28.02.) hell und klar,
deutet`s auf ein gutes Jahr.

Märzenblüte ist ohne Güte.
Friert`s an 40 Ritter (09.03.) stark,
friert`s auch noch 40 Nächte arg.
Ist es um Lätare (10.03.) feucht,
bleibt der Ackerboden leicht.

Quaken die Frösche im April,
noch Schnee und Regen kommen will.
Verstecken sich die Krähen im Korn
ist das Jahr des Glückes Born.
Ist das Korn Ostern ein Rabe,
ist es Pfingsten schon ein Knabe.

Mai kühl und naß, füllen Scheuer und Faß.
Viel Gewitter im Mai, schreit der Bauer Juchhei.
Wenn sich naht St. Stanislaus (08.05.)
rollen die Kartoffeln raus.
Maienfröste sind unnütze Gäste.

Ist kalt und naß der Juni gar,
verdirbt er, was voll Hoffnung war.
Hat Medardus (08.06.)am Regen behagen,
will er ihn auch in die Ernte jagen.
Nordwind im Juni weht Korn in`s Land
St. Vit (15.06) bringt Fliegen mit.

Im Juli muß vor Hitze braten,
was im September soll geraten.
Kilian(08.07.) der heilige Mann,
stellt die ersten Schnitter an.
Sind die 7. Brüder (10.07.) naß,
regnet`s lang ohn Unterlaß.
Die erste Birn bringt Margaret,(15.07.)
drauf überall die Ernt` angeht.

Wenn Jakobi (25.07.) klar und rein,
wird das Christfest frostig sein.
Was August nicht vermocht,
auch September nicht kocht.
St. Larenz (10.09.) kommt in finsterer Nacht
ganz sicher mit Sternschnuppenpracht.
Ist Lorenz und Barthel (24.09.) schön,
bleiben die Kräuter lange noch stehn.
Um Augustin (28.09.) zieh`n Wetter hin.
Donnerts im September noch,
liegt der Schnee um Weihnacht hoch.

Wenn St. Ägidius stößt in`s Horn, (01.09.)
so heißt es, Bauer säe dein Korn.
Auf Schwalb und Eichhorn merk es bald,
wenn sie verschwunden, wird es kalt.
Zeigt sich klar Mauritius (22.09.)
viele Stürm` er bringen muß.

Warmer Oktober bringt für war,
uns sehr kalten Februar.
Auf St. Gallentag (16.10.) man den
Nachsommer erwarten mag.
Wer an Lukas (18.10.) Roggen streut,
es im Jahr drauf nicht bereut.

Halten Birk und Weid ihr Wipfellaub lange,
ist zeitiger Winter und gut Frühjahr im Gange.

Novemberschnee tut der Saat nicht weh.
Wenn`s am Allerheiligen (01.11.)schneit,
lege deinen Pelz bereit.
St. Martin setzt sich schon mit Dank
am warmen Ofen auf die Bank.
St. Elisabeth (19.11.) sagt es an,
was der Winter für ein Mann.
Tümmelt sich noch die Haselmaus,
bleibt der Winter noch lange aus.

Kalter Dezember und fruchtbares Jahr,
sind vereinigt immerdar.
Weihnachten naß, leer bleiben Speicher und Faß.
Rüben nach Christtag, Äpfel nach Ostern
und Mädchen über 30 haben den besten Geschmack verloren.
Ein guter Dezemberschnee bringet gut Korn in die Höh.