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Liedersdorf

Turm der Sankt-Cyriacus-Kirche
Turm der Sankt-Cyriacus-Kirche


Liedersdorf liegt nördlich von Allstedt zwischen den Orten Beyernaumburg und Holdenstedt.

In vorgeschichtlicher Zeit wird Liedersdorf erstmalig um 899 erwähnt. Liedersdorf, damals ,,Lindolvesdorf", ist nach dem Zehntregister des hessischen Klosters Hersfeld seit ca. 899 als zehntpflichtiger Ort geführt. Die älteste Schreibweise des Ortsnamens gibt einen Hinweis auf den Ursprung desselben - ,,Dorf des Lindolf". Spätere Namensfomen sind Ludolfestorph (1217), Ludolvestorp (1255), Ludersdorf (1314), Lüdersdorf (1555 - 1668) und Litersdorf (1731 - 1744).

Die Ortslage Liedersdorf war schon in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt. Bei Ausgrabungen fand man vor 1876, neben menschlichen Knochen und Skeletten, aus grober Ziegelerde gebrannte Gefäße, welche wohl aus der Steinzeit stammten. 1636 wurde Liedersdorf fast ganz verwüstet und niedergebrannt. Erst 1652 siedelten sich die geflohenen Einwohner wieder an.

Die Kirche wird erstmals 1496 erwähnt. 1575 wurde der Turm mit der Turmuhr gebaut und 1705 die erste Orgel eingelaut, 1880/81 die jetzige. 1933 erfolgte die vollständige Renovierung der Kirche, welche heute unter Denkmalschutz steht.

Das Schulhaus, 1625 gebaut, diente gleichzeitig als Wohnraum und Schule. In den Jahren 1870 - 80 gingen in Liedersdorf 90 Kinder zur Schule, deshalb wurde 1871 eine neue Schule gebaut. Die Kinderzahl ging nach 1885 auf 27 Kinder zuück. 1966 wurde die Schule aufgelöst, die Kinder gingen in Holdenstedt zur Schule. In dem kleinen Dörfchen Liedersdorf spiegelten sich die charakteristischen Merkmale des Mittelalters, in Form von Vielgestaltigkeit und Zerrissenheit der Gerichtsbarkeit, Zins, Lehens- und Dienstbarkeit wider. Die weltliche Gerichtsbarkeit oblag dem Schloss Beyernaumburg, geistliche Laien (Pfarramt, Kirche, Pfarre und Schule), Pflug- und Handdienste, Lehen- und Erbzinsen standen dem ,,Kloster Rode" zu. Während des 32jährigen Krieges wurde Liedersdorf sowohl von schwedischen als auch kaiserlichen Truppen heimgesucht und gänzlich verwüstet. Aus politischer Sicht gehörte Liedersdorf zum Hassegau mit dem Friesenfeld, welches sich im Osten und Süden bis an die Saale und Unstrut hinzog. Liedersdorf war ein typisches Bauerndorf, in dem die Kleinbauernwirtschaft überwog.

Im Zuge der Industriealisierung wuchs die Anzahl der Pendler in die Kreisstadt Sangerhausen, die größtenteils im Bergbau sowie in anderen, im Stadtgebiet Sangerhausen ansässigen Betrieben und Einrichtungen tätig waren. Maßgeblichen Einfluss auf das Leben der Bürger in Liedersdorf hatte die Gründung der LPG. Die dadurch entstandenen großflächigen Acker- und Obstbaugebiete sowie Großtierzuchtanlagen veränderten sowohl das Dorfbild als auch Arbeits- und Lebensbedingungen der Dorfbevölkerung.

Die Einheit Deutschlands zog natürlich auch in Liedersdorf eine Vielzahl umwälzender wirtschaftlicher und politischer Veränderungen nach sich, die im übrigen am veränderten Dorfbild, neuen Häuserfassaden sowie der Entstehung neuer Straßen und Gehwege einschließlich Ortsentwässerung im Zusammenhang mit dem Dorferneuerungsprogramm erkennbar sind.


Autor: © Manfred Becker, Fotos: © Landkreis Mansfeld Südharz/H. Noack
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